Anzeige

Telefon: +49 9131 77 34 -0


Glenn Arnesen von IFS:

"Der Markt braucht agile Anbieter"

Für 30 Prozent organisches Wachstum muss in einem Unternehmen einiges richtig laufen. Vor allem wenn das Ergebnis im umkämpften ERP-Markt erzielt wird. Softwareanbieter IFS hat genau das geschafft. Wir haben mit Europachef Glenn Arnesen über das Erfolgsrezept der Firma gesprochen.

Bild: IFS Deutschland GmbH & Co. KGBild: IFS Deutschland GmbH & Co. KG

Der europäische Markt ist für ERP-Anbieter nicht einfach.

Glenn Arnesen: Und dennoch haben wir unseren Umsatz um 30 Prozent verbessern können.

Was in einem als gesättigt geltenden Markt wie Europa erstaunlich ist.

Arnesen: Wenn Sie unseren Markt betrachten, müssen Sie die gesamte Wirtschaft in den Blick nehmen. Sie beeinflusst das ERP-Geschäft sehr stark. Selbst mit dem Brexit und einigen Herausforderung in der deutschen Automobilindustrie - eine traditionell sehr solide Branche - wächst die europäische Wirtschaft noch immer um zwei Prozent pro Jahr. Das Klima für Investitionen ist da, der Markt ist in Ordnung. Hinzu kommt, dass einige unserer Wettbewerber gerade einen Technologiewechsel vollziehen. Andere werden von ihren Aktionären angetrieben, vor allem den Shareholder Value zu steigern. Und dann werden Kunden zuweilen Cloud-Lösungen verkauft - die nicht nur für den Kunden Mehrwert liefern, sondern auch beim Softwarehersteller den Umsatzanteil mit Cloud-Software vergrößern sollen. All das öffnet den Markt für uns.

In Ausschreibungen konkurrieren Sie mit Infor, Oracle und Microsofts ERP-Sparte. Aber Ihre offene Positionierung als SAP-Herausforderer ist besonders spannend.

Arnesen: Es ist für alle Unternehmen gut, wirklich eine Wahl zu haben. Ich habe großen Respekt vor SAP, sie haben einen sehr beeindruckenden Kundenstamm. Es ist also nichts falsch an dem, was sie in der Vergangenheit getan haben. Bei amerikanischen Anbietern ist die Tendenz zu beobachten, Anwender in ihrer Wahl einzuschränken. In Deutschland und allen anderen Teilen Europas haben sie trotz ihrer Größe ein wenig zu kämpfen. Nur, wenn diese Unternehmen ein Prozent wachsen, liegen ihre absoluten Zahlen trotzdem über unseren. Aber wir bei IFS haben viele gute technologische Entscheidungen getroffen, etwa unsere offene Architektur. Sie haben heute bei den Präsentationen gehört, wie wir in unserem System die Komplexität reduzieren und die Bedienung vereinfachen konnten - und wie wichtig dies für unsere Kunden ist. Auch in Deutschland wuchsen wir im letzten Quartal übrigens um mehr als 30 Prozent. Im produzierenden Mittelstand sind wir sehr gut aufgestellt. Nicht nur bei den Automobilzulieferern, sondern in der gesamten projektbezogenen Fertigung und diskreten Fertigung.

In den meisten Berichten über neue ERP-Releases steht etwas von einer verbesserten Bedienoberfläche. Wie geht IFS das Thema an?

Arnesen: Vor dreißig bis vierzig Jahren lag der Fokus bei ERP-Systemen eher auf einer Datenbank und darauf, Schnittstellen zwischen Einkauf und Buchhaltung zu schaffen, um die Arbeit dort zu rationalisieren und effizienter zu gestalten. Dieses langjährige Bestreben, immer mehr Technologie und Funktionalität in die Systeme zu integrieren, schuf die Komplexität, mit der wir es heute bei ERP-Anwendungen zu tun haben. Die Systeme sollen immer mehr können. Wir integrieren bei produzierenden Unternehmen heute sogar Lösungen, die es mit einem MES aufnehmen. Wir binden Industriesteuerungen an unsere Software an und ähnliches. Große Anbieter wissen, wie solche Projekte funktionieren, sie verstehen diese Komplexität. Dabei gerät die Benutzeroberfläche gerne in Vergessenheit. Wir haben das User Interface in die Kernarchitektur von IFS Applications integriert. Oft wird z.B. so etwas wie .NET über eine Lösung gelegt. Das sieht zwar schön aus, lässt aber wenig Raum für die individuelle Ausprägung der Anwendung. Benutzer schauen dann auf überfrachtete Menüs und versuchen herauszufinden, was sie tun müssen und wie es funktioniert. Dabei gibt es eine naheliegende Lösung: Ein Qualitätsingenieur etwa arbeitet viel mit seinen Lieferanten zusammen und hat wiederkehrende Probleme zu lösen. In der IFS-Software wird er das auf einer Oberfläche erledigen, die ihm nur anzeigt, was er für seine Aufgaben benötigt und eben nicht die ganzen anderen Funktionen. So etwas müssen sie als ERP-Anbieter tief in ihre Software einbetten. Einfach darüber setzen lässt sich das nicht.

Wie stehen Sie zum Internet of Things?

Arnesen: Wir haben mit vielen Kunden IoT-Lösungen umgesetzt, z.B. zur Instandhaltung von Anlagen wie Kernkraftwerken und Ölplattformen, wo viele Pumpen oder Getriebe Daten liefern. Diese übersetzen wir in Informationen etwa für Predictive Maintenance. Wenn angebundene Geräte präzise Daten liefern, lassen sich Wartungsarbeiten automatisch einplanen. Zeichnet sich der Ausfall einer Komponente ab, können Sie auch einen Anlagen-Shutdown auf den bestmöglichen Termin legen. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass wir IoT-Fähigkeiten bereits in unsere Lösung integriert haben. Das gleiche gilt für künstliche Intelligenz.

Das erste Produkt von IFS war die Instandhaltungslösung IFS Maintenance. Noch heute sind Sie etwa mit Ihren Field-Service-Management-Lösungen sehr erfolgreich. Welche Strategie verfolgen Sie hier?

Arnesen: In allen unserer fünf Branchen - also Fertigung, Energie & Versorger, Bau & Infrastruktur, Luftfahrt & Verteidigung und Service & Dienstleister - wächst der Markt für diese Anwendungen. Für Mischbetriebe, die etwa Anlagen errichten oder Wartungs- und Servicedienstleistungen anbieten, haben wir ein serviceorientiertes ERP-System im Portfolio. Große Unternehmen mit ERP-Lösungen von anderen globalen Anbietern sind nicht immer erfolgreich bei der Implementierung von Servicesystemen. Unser Field Service Management verkaufen wir in diesen Fällen separat und integrieren es in deren Produkte. Wir bieten mit unserem PSO (Planning & Scheduling Optimization) eine Anwendung zur Einsatzplanung von Servicetechnikern an, das in beiden Anwendungsfällen oft eingesetzt wird. Zudem haben wir die Akquisition eines Wettbewerbers [Anm.d.Red: Astea] angekündigt. Wir sind in einer guten Position, diesen Markt zu erobern. Deutschland ist dabei für uns besonders wichtig und wir arbeiten intensiv daran, unser Ökosystem rund um Systemintegration und Consulting auszubauen.

Auf der IFS World Conference haben Sie eine Partnerschaft mit Tata Consultancy Services bekannt gegeben. Was ist mit den anderen großen Beratungsunternehmen?

Arnesen: Aktuell arbeiten wir mit Accenture zusammen, allerdings nicht im Mittelstand. Wir kooperieren mit Capgemini, haben vor einigen Wochen eine große Partnerschaft mit BearingPoint vereinbart - und Sie werden in den nächsten drei Quartalen weitere Ankündigungen dieser Art hören. Teil unserer Strategie ist es, eng mit den Partnern zusammenzuarbeiten. Unsere Industrieexperten und Entwickler sollen in die Projekte eingebunden sein. Wir haben nicht den Anspruch, so groß wie SAP zu werden. Der Markt braucht aber sehr wohl ERP-Anbieter, die agiler als die ganz großen agieren. Wir könnten weiterhin jedes Quartal um 30 Prozent wachsen und wären sehr zufrieden damit. (ppr)

IFS Deutschland GmbH & Co. KG

Dieser Artikel erschien in IT&Production Dezember +Januar 2020 2019 - 13.12.19.
Für weitere Artikel besuchen Sie www.it-production.com

Firmenportrait