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M&A in der Industrie oft technologisch getrieben

Krisen kein Grund zur Zurückhaltung

M&A in der Industrie oft technologisch getrieben

Marktunsicherheiten halten Unternehmen laut einer Untersuchung der Unternehmensberatung Horváth nicht von Transaktionen ab. Sechs von zehn Industrieunternehmen sind gezielt auf der Suche nach Kaufoptionen mit KI-Expertise.

Bild: ©Blue Planet Studio/AdobeStock

Obwohl große Unsicherheiten in Sachen Wirtschaftspolitik, Lieferketten oder Zinsentwicklung bestehen, nehmen Verantwortliche aus der Industrie den M&A-Markt in ihrer Branche aktuell als dynamisch wahr, zeigt eine aktuelle Befragung der Managementberatung Horváth. Vor allem kleine und familiengeführte Unternehmen drängen demnach auf den Markt und führen zu reger Transaktionsaktivität bei Konzernen. „Unsicherheiten sind aus Sicht der Unternehmen zum ‘New Normal‘ geworden und daher kein Grund, sich zurückzuhalten“, so Philipp Duwald, Studienleiter und M&A-Experte bei Horváth. Eher im Gegenteil: Die Marktdynamiken zwingen die Unternehmen, anpassungsfähiger und agiler zu werden. „Strategische Zukäufe können dabei helfen, beispielsweise im Bereich neuer Technologien und Digitalisierung voranzukommen“, sagt Duwald.

Transaktionen aus technologischem Zugzwang

Laut Studie sind Zukäufe vor allem technologisch getrieben: „Von neuen elektrischen Antriebsformen bis hin zur KI-gestützten Automatisierung – aus eigener Kraft schaffen es viele Unternehmen nicht, die notwendigen Transformationen in gebotener Geschwindigkeit umzusetzen. Zukäufe von Know-how sind somit unumgänglich“, erklärt der Horváth-Experte. Eine weitere Befragung aus dem Januar unter mehr als 150 Unternehmen zeige zudem, dass etwa sechs von zehn Unternehmen gerade gezielt Ausschau nach Firmen mit KI-Expertise hielten, sowohl branchenübergreifend als auch innerhalb der Industrie. „Es ist aber auch schlicht Größe und Marktrelevanz, die gerade in der aktuellen Situation entscheidende Faktoren sind, um sich zu behaupten und Zukunftsfähigkeit zu sichern.“

Aufgrund der bestehenden Unsicherheiten und hohen Marktdynamiken halten neun von zehn Teilnehmenden es für wichtig, das Portfolio intensiver zu hinterfragen und strategisch anzupassen. Hier bestehe allerdings noch eine Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit, so die Studienverantwortlichen. Nur jedes fünfte Unternehmen tätige Transaktionen die ganz klar aus  der Unternehmensstrategie abgeleitet seien. Bei weiteren 40 Prozent spielten strategische Überlegungen mit ein, der Rest agiere opportunistisch.

Hop oder top – wie erfolgreich war die Transaktion?

Die Käufer messen den Erfolg einer Transaktion nach Abschluss mehrheitlich sehr akribisch. Laut Studie analysieren sie vor allem, ob die strategische Wettbewerbssituation nachhaltig gestärkt wurde. Dieses Kriterium steht an erster Stelle der Nachbetrachtung. Weiter wird gemessen, ob Synergieeffekte wie erwartet realisiert wurden (Rang zwei). Inwiefern der Kaufpreis optimiert werden konnte, spielt für die Befragten ebenfalls stark in die Bewertung mit ein. Für die Verkaufsseite, die in der Regel ebenfalls eine umfangreiche Nachbetrachtung durchführt, ist der erzielte Verkaufspreis neben der Vermeidung von Buchverlusten der entscheidende Erfolgsfaktor. Auch die Umsetzungsgeschwindigkeit sei  für viele ein wichtiger Leistungsmaßstab, schreiben die Studienverantwortlichen. Gelte es, sich zwischen zwei ähnlich attraktiven Bietern zu entscheiden, würden weiche Faktoren wie Transaktionssicherheit den Ausschlag geben. Darüber hinaus spielen die Fortführungsprognose sowie Arbeitsplatzsicherheit eine große Rolle.

Schlüsselfaktoren für erfolgreiche Transaktionen

Wie die Studie zeigt, werden sowohl für den Kauf als auch für den Verkauf kritische Schlüsselfaktoren gesehen, die für einen positiv verlaufenden M&A-Prozess wichtig sind. „Es gibt bei den Unternehmen in der Regel allerdings keine standardisierten Lessons-Learned-Prozesse, auch wenn die Befragten das grundsätzlich für sinnvoll halten würden“, sagt Duwald. Auf der Käuferseite (Buy-Side) sei beispielsweise eine gute so genannte Why-us-Story unabdingbar. Auf der Verkäuferseite (Sell-Side) zähle noch immer ein solider Businessplan mit nachvollziehbarer Geschäftsentwicklung zu den wichtigsten Faktoren. „Unternehmensverflechtungen sind oft komplex. Realistisch umsetzbare Carve-Out-Konzepte, also konkrete Modelle für Neustrukturierungen, sind definitiv ein großer Pluspunkt“, sagt Duwald.

Um angestrebte Synergieeffekte zu erreichen, sehen 80 Prozent der Befragten zudem eine frühzeitige Planung der Post-Merger-Integration (PMI) als wesentlichen Erfolgsfaktor. Das hat Folgen: Viele große Unternehmen bauen derzeit eigene PMI-Teams auf, die Integrationsthemen standardisiert und effizient umsetzen sollen.

„Wer einen Blick auf Familienunternehmen geworfen hat, braucht eine klare Vorstellung zur Fortführung und zukünftigen Ausrichtung des Geschäfts. Außerdem spielen Aspekte wie der 'Cultural Fit' eine wichtige Rolle um sich als Best Owner zu positionieren“, sagt der M&A-Experte.

Horváth AG

Dieser Artikel erscheint in www.i40-magazin.de 2024 - 31.12.24.
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